Umgang mit der Mehrwertsteuererhöhung
Um der aktuellen Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie zu begegnen, gibt es drei Möglichkeiten: Ausnutzen, transparent machen und ignorieren. Wie das geht, zeigen diese drei Beispiele:
Im "Citrus" am Fort Malakoff gibt es seit 1. Januar neue Speisekarten mit neuen Preisen. Denn nicht nur die Mehrwertsteuer sei gestiegen, schließlich habe sein Unternehmen noch weitere Kosten, wie beispielsweise höhere Energiepreise, zu verkraften. "Das können wir unmöglich alles schlucken", sagt Geschäftsführer Claudio Falanga, daher sehe er keine andere Möglichkeit, als die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Dabei seien die Preise auf volle Zehn-Cent-Beträge gerundet: Ein Milchkaffee beispielsweise habe 2006 noch 2,60 Euro gekostet, jetzt steht er mit 2,70 Euro in der Karte.
[ via: Main Rheiner ]
Die Ausnutzen-Methode (verharmlosend „Aufrunden“ genannt) hat uns ins Teuro-Diskussionsschlamassel geführt. Richtig wären oben 2,67 € gewesen, die drei Cent steckt sich der Gastronom im Vorbeigehen ein (so sieht es für den unbefangenen Gast jedenfalls aus). Daher kann ich nur die beiden anderen Methoden empfehlen:
"Wir finden´s auch nicht toll", meint Manfred Wappel, Betriebsleiter im Proviant-Magazin, aber auch er sieht keine andere Möglichkeit, als die Steuererhöhung an die Gäste weiterzugeben. Dabei mache er "genau das, was das Gesetz fordert, drum sind die Preise jetzt krumm", lacht er. In seinem Restaurant wurden nämlich alle Preise um genau den Betrag des Steueranstiegs erhöht. Bis zum 31. Dezember war ein Bier für 3,50 Euro zu haben, seit Montag kostet es 3,59 Euro, rechnet Wappel vor. Allerdings werde die Karte sowieso alle drei Monate aktualisiert, viele Dinge würden im Lauf des Jahres auch billiger, erklärt er. Somit könne er flexibel reagieren. Beschwerden der Gäste über die höheren Preise sind ihm bislang noch nicht zu Ohren gekommen.
[ via: ebenda ]
Ehrliche Umrechnung jetzt und im Rahmen der normalen Kartenaktualisierung eine Preisanpassung zu einem weniger sensiblen Zeitpunkt als ausgerechnet zeitgleich mit der Steuererhöhung. Hätte ja auch schon im Vorfeld passieren können (und ist es meiner Ansicht nach an vielen Stellen auch).
Charlotte Hahn ist Inhaberin des Augustinerkellers in der Augustinerstraße: "Wir haben seit 2000 unsere Preise nicht erhöht und werden sie auch jetzt nicht erhöhen", sagt sie. Die Leute hätten schließlich alle weniger Geld, "warum sollen nicht die Wirte auch mal ein bisschen Federn lassen?" Natürlich gehe das zu Lasten der Einnahmen, sie könne nun eben nicht mehr so hoch kalkulieren, wie das noch vor einigen Jahren der Fall gewesen sei.
[ via: ebenda ]
Diese letzte Methode ist den Gästen sicherlich die liebste, kann aber nur bedingt das Überleben des Gastronomen gewährleisten. Andererseits: Gewinnmaximierung hat zwei Hebel: Erlös und Kosten. Wenn wir also von unserer Bundesregierung verlangen, mehr zu sparen, dann sollten wir selbst (inkl. der Gastronomen) das auch können. Und bitte jetzt nicht das Totschlagargument: Es wird doch aber alles teurer. In meiner Branche wird alles jedes Jahr billiger. Wie das in der Gastronomie umsetzbar sein könnte, lasse ich mal offen, halte es aber keinesfalls für ausgeschlossen. Gegenmeinungen?
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