Speisekarten-Blog
Willkommen im
Speisekarten-Blog.
Gastrosophie, Gastronomie, Sammelleidenschaft – vereint durch Speisekarten, beschrieben durch kurze Beiträge, Web-Tipps, Ideen und Ansichten.
Weitere Einträge

Speisekarten-Beratung: Fun For Rest

Eingetragen am 2007-07-09 22:19 von Thorsten Sommer unter #beratung.

Tadaa! Die zweite Karte für die große Beratung ist da: Jürgen Treber vom AbenteuerPark Kandel bittet um die Mithilfe meiner Leser und mir bei der Qualitätssicherung der Karte seines Betriebes. Also: Auf geht’s, Ihr Speisekarten-Quizzer und sonstige Berater, heute schlägt eure große Stunde. Hier die Karte zum Download und als Bilder im Browser:

Lasset die Beratungen beginnen. – Eine Zusammenfassung aller Anmerkungen zusammen mit meinen eigenen dann demnächst in Eintrag ganz hier in Ihrer Nähe :-)

 

Fünf Kommentare:

Bionade hat, wenn es in Flaschen ausgegeben wird, 0,33 Liter und nicht 0,3 Liter. Ausserdem sollte man angeben, welche Geschmacksrichtung man ausgibt, insbesondere wenn man nicht alle vier bzw. fünf Sorten im Sortiment hat.

Bei Bier würde ich als Gast gerne wissen, von welcher Brauerei. Es sei denn, die Marke ist im Objekt an Werbemitteln deutlich zu erkennen. Bei den Frühstücken steht merkwürdigerweise genau angegeben "alkoholfreies Erdinger Weißbier".

Alkoholfreies Bier wird mit 0,3 Liter angegeben. Wird das wirklich offen ausgeschenkt? Die Flaschen sind wohl alle 0,33 Liter.

Bei den Weinen vermisse ich die Qualitätsstufe, die Weinregion und evtl. den Winzer. Wobei es in der Karte heisst "Weine vom Rosenhof". Vielleicht ist den Gästen aus der Region, im Gegensatz zu mir, klar, was das heisst.

Beim Kaffee koennte man die Marke nennen, es sei denn sie ist nicht attraktiv oder man verwendet wechselnde Marken.

"Tee" sagt wenig aus. Falls, wie ich vermute, Teebeutel verwendet werden, gibt es von einigen Anbietern, schöne Zusammenstellungen von Teesorten bzw. -mischungen in attraktiven Präsentationsformen. Man könnte dem in der Regel sehr bewußten Teetrinkern eine solche Auswahl anbieten und in der Karte darauf verweisen.

Etwas problematisch scheint mir die braune Hintergrundfarbe zu sein. Sie hat eine mittlere Dunkelheit, ist fuer weisse Schrift zu hell, für schwarze Schrift zu dunkel. Der auch adurch bedingte Wechsel von braunen und schwarzen Zeilen, um die Zeilen voneinander abzugrenzen, macht die Karte sehr unruhig und zerschlägt die optische Geschlossenheit der Karte, die ja eigentlich durch die Hintergrundfarbe hergestellt werden sollte. Die Zeilenabstände bei den Produktaufzählungen sind etwas zu klein.

Es fehlen:
- die Öffnungszeiten
- die Anschrift (Straße, Hausnummer, Plz, Ort),
- evtl. auch der nächst größere Ort bzw. die Region, für den Fall, daß eine Karte in die Ferne verschleppt wird, etwa Südpfalz oder eine andere Bezeichnung, die etwa von den Tourismusverbänden vor Ort propagiert wird. Man könnte die Speisekarte z.B. als eine Art Prospekt den örtlichen In-Coming-Agenturen wie Fremdenverkehrsämtern zur Verfügung stellen. Die versenden diverse Informationsblätter an touristische Interessierte im In- und Ausland. Den Empfängern ist meist nicht klar, wo "Kandel" liegt.
- insbesondere für ausländische Touristen, Radler, Biker usw. sind auch die Geo-Daten wichtig (um z.B. GPS zu nutzen).

Gerhard Schoolmann, 2007-07-10 17:12

Herrn Schoolmanns Einlassungen umfassen schon nahezu "alles".
Wenngleich er sich, was die gesetzlichen Vorgaben betrifft, noch zurückhaltend und diplomatisch äußert.
Denn die von ihm monierten fehlenden Angaben beim Wein sind PFLICHT!-
Bei den anzeigepflichtigen (zugelassenen) Zusatzstoffen werden
Antioxidationsmittel und Farbstoffe unter EINER Nummer geführt.
Bei den Currywürsten und Bratwürsten und dem Grundprodukt für Wurstsalat (hier fehlt auch die Kennzeichnung "Phosphat")ist höchstwahrscheinlich beim Brät Milcheiweiß (vom Metzger) zugegeben worden.
Muss zusätzlich zu den Phosphaten aufgeführt werden.

Was das "kulinarische Angebot" für Kinder - sicher eine große Zielgruppe - angeht: fast beschämend!
Aus ernährungsphysiologischer Sicht und keineswegs phantasievoll.
Wer hat sich hier KEINE Gedanken gemacht?
Fast das gesamte kulinarische Angebot ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass kein "Fachpersonal" oder/und qualifiziertes Hilfspersonal in ausreichender Zahl zur Verfügung steht.
Die Pfälzer Küche ist auf ein Niveau reduziert, das sie schon längst abgelegt hat.
Auch in einem derartigen Objekt sollte
man(n)/frau seine Kreativität nicht nur im Bereich der Outdoor-Angebote walten lassen.

Erik Pratsch, 2007-07-12 09:18

In bezug auf die gesetzliche Pflichtangaben zum Wein bin ich vorsichtig gewesen, weil mir der Charakter dieser "Speisekarte" nicht klar ist. Es handelt sich ja auch um einen Art Flyer, ist vielleicht eher ein Werbemittel denn eine Speisekarte im engeren Sinne. Wenn etwa bei Selbstbedienung die Produkte am Counter korrekt bezeichnet werden, kann man in einem Flyer wohl aus Platzgründen auf solche Angaben verzichten. Oder wenn bei Tischbedienung auf den Tischen eine ausführlichere Karte mit allen Pflichtangaben ausliegt. Ich würde detailliertere Angaben zum Wein (wenigstens die Qualitätsstufe) aber auch im "Flyer" machen, weil man damit dem Leser verdeutlicht, daß man Produktkompetenz hat.

Ein gesonderter Ausweis von Angeboten fuer Kinder ist mittlerweile gang und gaebe. Die Problematik zeigt sich auch an diesem Beispiel:

- Man kann alternativ auch ohne explizite Ansprache - schlichtweg im allgemeinen Sortiment - Gerichte anbieten, die Kinder mögen. Diese Gerichte sollten dann auch mengenreduziert angeboten werden (kleine Portionen). Das Besondere an zusaetzlichen Kinderangeboten reduziert sich dann auf einen niedrig kalkulierten Preis fuer Kinder, um vor allem auch aermeren Familien und/oder Familien mit vielen Kindern den Besuch zu erleichtern und schmackhaft zu machen. Das gleiche oder leicht abgewandelte Produkt gibt es dann auch fuer Erwachsene - normal kalkuliert. In der diskutierten Karte hat man vermutlich ein Gericht besonders preisguenstig anbieten wollen und sich ungeschickt ausgedrueckt, denn auch viele der anderen Gerichte sind bei Kindern sehr beliebt - vielleicht weniger bei gesundheitsbewussten Eltern.

- Man kann Gerichte entwickeln speziell fuer Kinder. Kinder moegen hauefig z.B. kein Gemuese, sind aber geradezu vernarrt in Rohkost, etwa Gemuesestreifen, gereicht mit Dips. Kinder lieben besondere Formen, etwa fuer Kartoffelproduke, Buchstabensuppen, lustig angerichtete oder dekorierte Gerichte. Man kann auch spezielles Geschirr und Besteck verwenden (bunt, bruchsicher usw.), spezielle Tische fuer Kinder (technisch gesehen und räumlich). Wobei man dann aber verschiedene Altersgruppen unterscheiden muesste, also Angebote etwa fuer
* Babys 0-2 Jahre
* Minis 3-6 Jahre
* Maxis 7-12 Jahre
* Kids 13-16 Jahre
(falls alle vier Gruppen fuer diesen Betrieb wichtig sein sollten).

Gerade in einem solchen Objekt, in dem Kinder eigentlich im Mittelpunkt stehen, wuerde ich sogar eine eigene Karte fuer Kinder empfehlen, am besten eine, die man ausmalen und personalisieren kann ("Persönliche Karte von ....."). Die Kinder sollten sie mitnehmen können zwecks Mundpropaganda und als Erinnerungsstueck.

"Pfälzer Küche": In bezug auf das Standardangebot für die Besucher bin ich skeptisch. Regionale Küche ist bei Besuchern aus dem nahen Umfeld nicht unbedingt populaer. In höherwertigen Betrieben kann man zwar auf Teufelkommraus "regionalisieren" (gestern habe ich z.B. in meiner Stadt Bamberg ein Angebot von "Camembert aus der Milch fränkischer Ziegen" entdeckt), aber der dazu notwendige logistische und organisatorische Aufwand schlaegt sich meines Erachtens in einem solchen Betrieb mit einer Versorgungsfunktion in Preisen nieder, die nicht akzeptabel sind.

Aber zugegeben: gerade bei Eltern werden Vertrauen in die Produktqualität, regionale Erzeuger usw. zunehmend wichtig, so dass man zumindest partiell den Aufwand, den einige Restaurants mit der Konzentration auf frische Produkte regionaler Erzeuger betreiben, auch betreiben sollte, etwa bei einzelnen Gerichten.

Langfristig zu empfehlen ist meines Erachtens eine komplette Umstellung auf Bio. In ein paar Jahren wird das etwa beim Catering für Kindergärten und Schulen Standard, evtl. sogar Vorschrift. Da kann es bei einem Betrieb, der sich speziell an Kinder und Familien wendet, eigentlich kein Fehler sein, zumindest damit anzufangen, umzustellen und einzelne Gerichte, vor allem für Kinder, als Bio anzubieten.

Gerhard Schoolmann, 2007-07-15 09:40

Trackback: Speisekarten-Beratung: Fun For Rest (2) ] So, hier jetzt endlich meine eigenen Anmerkungen im Rahmen dieser großen Speisekarten-Beratung – ergänzend zu den bereits eingegangenen Hinweisen meiner Leser (Vielen Dank dafür!):

Speisekarten-Blog, 2007-08-14 00:05

Trackback: Speisekarten-Beratung: Zur Blauen Blume ] Ring frei zur dritten Runde der großen Speisekarten-Beratung. – Diesmal geht es um den Gasthof Zur Blauen Blume. Speisekarten-Quizzer und sonstige Berater vor! Hier die Karte zum Download und als Bilder im Browser:

Speisekarten-Blog, 2007-11-02 16:53